hersteller: nana a.t.rebhan
produkt: dvd, 92 minuten
genre: dokumentarfilm
regie: nana t.rebhan
bezirk: neukölln
inhalt
Der Dokumentarfilm WELCOME GOODBYE beschäftigt sich mit dem Phänomen des rasant wachsenden Tourismus in Berlin und dessen positiven wie negativen Folgen.
Ob enthusiastische Taiwanesinnen, die ganz Europa in nur acht Tagen scannen, ein mexikanischer Filmemacher, der unbedingt einen Kurzfilm während seines kurzen Aufenthalts realisieren möchte, oder ein holländischer Schriftsteller, der einen Roman über Berlin schreibt: sie alle und noch ein paar mehr wollen ihr ganz eigenes Berlin entdecken.
Sowohl die Touristen als auch die Zuschauer selbst werden von einem Berliner namens Christian durch den Film begleitet.
Es entsteht ein Spannungsfeld aus den persönlichen Erlebnissen der Reisenden verschiedener Nationen und Kulturen und Interviewblöcken, in denen u.a. Politiker, Tourismusmanager, Metropolenforscher und Berliner Bürger zu Wort kommen.
Gentrifizierungsphobien, Touristenfeindlichkeit, Existenzängste – WELCOME GOODBYE versucht die momentan vorherrschenden gesellschaftlichen Stimmungen einzufangen und zu dokumentieren und geht dabei der Frage nach: Wem gehört Berlin?Die Hasenheide, unendliche Weiten (rund 50 Hektar!), bevölkert von fremden und gar-nicht-so-fremden Wesen. Hundefrauchen und Fußballspieler, Türken und Nudisten, Papageien und andere komische Vögel. Nana Rebhan hat sie mit der Kamera besucht, die Leute in diesem großen Park zwischen Neukölln und Kreuzberg, der in den Medien nur als riesiger Drogendiscount vorkommt.
Für die Menschen aber, die Rebhan zeigt und zu Wort bringt, ist die Hasenheide Sportplatz, Kneipe, Wohnzimmer, Laufsteg und Multifunktionsarena, wo jeder sein Eckchen und Fleckchen findet. Und Eckchen und Fleckchen hat dieser Park weiß Gott genug, auch dies zeigt Nana Rebhan, die Wiesen, Baumgruppen und Wege im Wechsel der Jahreszeiten, und es ergibt sich ein vielfarbiges, vielstimmiges Bild vom Leben im Park, dem Neben- und manchmal auch dem Miteinander. Ein Bild, das – einerseits – dieses Leben dieser bestimmten Menschen in diesem bestimmten Park zeigt, der Hasenheide, in dieser bestimmten Stadt Berlin. Andererseits aber und weit darüber hinaus von allen Parks in allen Großstädten erzählt, die deren Bewohnern einen Freiraum geben, einen Ort, wo sie in aller Öffentlichkeit ganz privat nur sie selbst sein können, so stinknormal oder schwer exzentrisch, wie sie nun eben einmal sind.
motivation zum film
In den letzten zehn Jahren sind die Tourismuszahlen in Berlin wie in keiner anderen Großstadt weltweit gewachsen. 2003 zählten Berliner Hotels gerade mal 11 Millionen Übernachtungen, zehn Jahre später sind es bereits 27 Millionen. Viele Berliner fühlen sich von diesem rasanten Wachstum und den Veränderungen in ihrer Stadt bedrängt.
Ihren Unmut äußern manche in Parolen, die sie an Hauswände in Kreuzberg und Neukölln schreiben, wie etwa ‘No more Rollkoffer’ oder ‘Touristen fisten.’ Der Senat betont stetig, wie wichtig das Touristenwachstum sei, denn es spüle Geld in die leeren Kassen der Stadt. Der sichtbarste Teil der Tourismuspolitik des Senates sind jedoch die regelmäßigen Veröffentlichungen der Besucher-Rekordzahlen.
Auch vor meiner Haustür im Schillerkiez in Neukölln sind die Veränderungen unübersehbar: In den letzten zwei Jahren haben in meinem näheren Umfeld knapp ein Dutzend hippe Bars und Restaurants eröffnet, die Mieten sind bereits um das dreifache gestiegen und außer türkisch höre ich nun amerikanisch, französisch, spanisch und italienisch auf der Straße. Auch böse Sprüche gegen Rollkoffer und Touristen an den Hauswänden fehlen nicht, Plakate gegen Ferienwohnungen und Mietwucher inklusive.
Diese Form von Touristenfeindlichkeit war mir aus keiner anderen Stadt bekannt. Ich wollte herausfinden, warum sie sich gerade in einer angeblich so toleranten Stadt festfraß. Das Typische an Berlin war doch schon immer, dass viele ihrer Bewohner nicht hier geboren sind, sondern sich die Stadt als Wahlheimat gesucht haben. Kreuzberg ist zu knapp 90% von Zugezogenen bewohnt. Wie kann es also sein, dass gerade dort die Leute solch massive Probleme mit Touristen haben?
Zerstören stetig wachsende Touristenhorden – insbesondere die verhassten, weil lauten und schmutzenden Easyjetsetter aus teureren europäischen Ländern – die ganz besondere Atmosphäre, den einzigartigen Kiez und die viel gepriesenen Berliner Freiräume? Sind die Touristen mit Schuld an der Gentrifizierung? Gibt es Alternativen, einen sanften Tourismus für Berliner Biotope? All diesen Fragen wollen wir nachgehen, ohne von einer vorgefassten Position auszugehen.
Statistik
Seit 2003 wächst der Berlintourismus ununterbrochen. Auch die Krise von 2008/2009 hat darin nichts geändert. Im Schnitt nahmen die Übernachtungszahlen um über 8% pro Jahr zu, absolut von 11,43 Millionen im Jahr 2003 auf 26,94 Millionen im Jahr 2013.
Da permanent neue Hotels und Hostels errichtet werden, stieg auch die Bettenzahl im selben Zeitraum fast im Gleichschritt mit den Übernachtungszahlen. Waren es 2003 ca. 69.000 Betten, sind es 2013 um die 133.000. Die Auslastung schwankt im ganzen Zeitraum leicht um die 50%-Marke. So bleiben die Konkurrenz hoch und die Hotelzimmer billig.
Bei all dem sind die Ferienwohnungen noch nicht mitgezählt. Eine Studie von Laura Berner und Julian Wickert, die 2011 im Mieterecho veröffentlicht wurde, schätzte die Zahl der Ferienwohnungen auf 12.000 mit zusammen etwa 50.000 Betten. Nimmt man für diese analog zu Hotels eine Auslastung von 50% an, kommen zu den Übernachtungen noch etwa 9 Millionen pro Jahr hinzu.
Nicht vergessen werden sollten dann auch die Touristen, die bei Verwandten oder Freunden unterkommen, sowie die Tagestouristen. Für das Jahr 2011 schätzte das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für den Fremdenverkehr e.V. (dwif, www.dwif.de), dass 73% aller Berlinbesucher Tagesgäste waren und 15% bei Verwandten und Freunden unterkamen, sodass zu den 22,4 Millionen Übernachtungen in Hotels noch 27,4 Millionen bei Verwandten und Freunden dazukommen und außerdem noch 132 Millionen Tagestouristen. Das entspricht fast 500.000 Berlinbesuchern pro Tag – ein Verhältnis Touristen:Stadtbewohner von 1:7.
Den Umsatz, den alle Berlinbesucher im Jahr 2011 erzeugt haben, schätzt das dwif auf 10,3 Milliarden Euro.
Quellen:
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
“Tourismuskonzept Berlin, Handlungsrahmen 2011+” des Berliner Senats und von visitBerlin
MieterEcho, Zeitung der Berliner Mieter Gemeinschaft e.V., Nr. 350, Oktober 2011
“Berlin-Tourismus: Wo geht die Reise hin?” August 2012, Investitionsbank Berlin
Credits
Regie:
Nana A.T. Rebhan
Produktion:
Nana A.T. Rebhan
Alfred Exner
Kamera:
Nana A.T. Rebhan/
Marian Marx
Ton:
Alfred Exner
2. Ton:
Jonas Becker
Schnitt:
Justyna Hajda
Konzept:
Nana A.T. Rebhan
Alfred Exner
Musik:
Marian Marx
Mathis Hocke / Hubur
Titel:
Neary Sophannarith
Grafik/Logo
Hanz Kühler, HNZ+MEDIA-Berlin
Mischung:
Johannes Laas, Blockstudio
Farbkorrektur:
Matthias Behrens, Waveline
Untertitel:
Corinne Prochaska
Stills:
Petrov Ahner
Nina Sophia von Waechter
mit
Christian Bormann als Christian
Protagonisten:
MinHan Tseng und Hsuany Tseng Yung
Paul Donovan
Igor Jiménez
Tamar Ginati
Joris van der Geest
Austin Szelkowski
Interviewpartner:
Bazon Brock
Michi Hartmann
Burkhard Kieker
Harald Martenstein
Maxi
Matthias Merkle
Jürgen Mickley
Johannes Novy
Martin Reiter
Franz Schulz
Laszlo Stein
Reemt-Holger Ulrich
Cornelia Völkner
SONG im WHITE TRASH
“2009”
Text & Musik: Zaratustra Vázquez
ausgeführt durch
Sonido Changorama:
Diego Ibañez, Zaratustra Vázquez & Fabian Cocho
Bezirk: | Neukölln |
EAN: | 067120000000 |